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Wissen und Kommunikation

Lücken im Impfschutz

Kinder nicht ausreichend geimpft

Kinder mit angeborenem Herzfehler sind häufig nicht ausreichend geimpft. Das ergab eine gemeinsame Studie des Deutschen Herzzentrums München und des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler e. V.

Impf-Empfehlungen für Kinder

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts gibt Empfehlungen heraus, die Standardimpfungen regulär für jedes Kind vorsehen. Diese umfassen die 6-fach-Impfung gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B sowie Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken, Masern-Mumps-Röteln-Windpocken und die Rotavirus-Schluckimpfung. In Deutschland finden sich die Impfempfehlungen im Impfpass, in dem der Hausarzt die vorgenommenen Impfungen dokumentiert. Damit bleiben Patienten immer auf dem Laufenden über ihren Impfstatus.

Besonderer Impfschutz bei angeborenen Herzfehlern

Für Kinder mit angeborenem Herzfehler werden neben diesen Standardimpfungen je nach vorliegendem Herzfehler außerdem die Impfung gegen Pneumokokken (auch nach dem zweiten Lebensjahr) und die jährliche Grippeschutzimpfung empfohlen.

Zusätzlich empfiehlt die deutsche Fachgesellschaft der Kinderkardiologen in ihren die Leitlinien die RSV-Prophylaxe (Respiratorisches Synzytial-Virus) in der Wintersaison des ersten und zweiten Lebensjahres. Diese ist besonders für Säuglinge und Kleinkinder relevant. Das Virus verursacht Atemwegsinfektionen, die in diesem Alter selbst bei herzgesunden Patienten sehr bedrohlich verlaufen können. Für Säuglinge mit einem schweren Herzfehler kann dieses Virus lebensgefährlich werden.

Da Kinder mit schweren angeborenen Herzfehlern als besonders gefährdet gelten, wollte das Wissenschaftler-Team um Professor Alfred Hager mit seiner Befragung herausfinden, in welchem Umfang diese Kinder geimpft sind und warum die betroffenen Eltern ihre Kinder gegebenenfalls nicht wie empfohlen impfen lassen. Dafür werteten sie Daten von 263 Patienten mit univentrikulärem Herzen aus.

Eltern achten auf Standard-Impfschutz

Eltern von Kindern mit angeborenen Herzfehlern achteten durchwegs sorgfältig auf einen guten Impfschutz. Praktisch alle Kinder hatten die Standardimpfungen erhalten. Auch hatte mit 87,5 Prozent der Großteil der untersuchten Kinder die empfohlene Pneumokokken-Impfung im Säuglingsalter erhalten.

Nur bei 33,3 Prozent hatte allerdings auch die empfohlene zweite Pneumokokken-Impfung nach dem zweiten Lebensjahr stattgefunden.
Während die Mehrzahl (78,7 Prozent) auch gegen die saisonale Grippe geimpft war, traf dies bei der empfohlenen RSV-Prophylaxe im ersten und im zweiten Lebensjahr auf insgesamt nur 49 Prozent der Studienteilnehmer zu.

Mangelnde Aufklärung

Zwischen den Jahren 2004 und 2010 konnte zwar eine steigende Tendenz bei der RSV-Prophylaxe beobachtet werden; dies hängt vermutlich mit der ausdrücklichen Empfehlung durch die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) im Jahr 2006 zusammen. Häufig wurden jedoch nicht die empfohlenen monatlichen Gaben verabreicht, sondern nur einzelne Injektionen. Einzelne Patienten erhielten hingegen das ganze Jahr über Injektionen, obwohl eine Beschränkung auf die RSV-Saison im Spätherbst und Winter ausreichend ist.

Mangelnde Kenntnis scheint einer der Hauptgründe dafür zu sein, dass viele der untersuchten Kinder keine angemessene Prophylaxe erhalten: 34 Prozent der befragten Eltern, deren Kinder nicht ausreichend geimpft waren, gaben an, über die besondere Gefährdung ihres Kindes nicht informiert worden zu sein.


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